Erziehungsstellen

Erziehungsstellen-Eltern erfüllen eine wichtige Aufgabe für die öffentliche Kinder- und Jugendhilfe. Sie bieten Kindern, die nicht bei ihren Eltern aufwachsen können, eine natürliche Lebens- und Beziehungsform, in der Kinder reifen und sich entfalten können. Hieran knüpfen sich spezielle Probleme und Besonderheiten, wie z.B. der Aspekt “Kind auf Zeit”, Zusammenarbeit mit leiblichen Eltern, Rückkehr des Kindes zu seiner Herkunfts-familie, Rechte und Pflichten der Erziehungsstellen-Eltern, finanzielle Leistungen und vieles mehr. Dazu kommt der große Bereich der eigenen Wünsche und Erwartungen an ein Pflegeverhältnis.

Bis ein Kind fremdplatziert wird, hat es viele Verletzungen erlitten. Viele Kinder sind vor der Platzierung misshandelt oder vernachlässigt worden. Die Wegplatzierung von den leiblichen Eltern bedeutet eine neue seelische Verletzung. Das Erziehungsstellen-Kind kommt also mit einer schwierigen und schmerzhaften Geschichte in eine neue Familie und muss sich in einem neuen System zu Recht finden.

Das bisherige Milieu und der Einfluss der leiblichen Eltern werden in die neue Familie mit aufgenommen. Die leiblichen Eltern haben oft das Gefühl versagt zu haben, und wenn es dem Kind im neuen Familiensystem besser geht, verstärken sich häufig die Schuldgefühle der leiblichen Eltern. Es können Eifersucht und Rivalität gegenüber den Erziehungsstellen-Eltern entstehen.

Das Kind/der Jugendliche ist am Anfang fremd in der neuen Familie und es stellt sich die schwierige Aufgabe, den jungen Menschen so in das neue System zu integrieren, dass für alle Beteiligte ein harmonisches Miteinander entsteht.

Dies hat Auswirkungen auf die Dynamik der Familie. Eine große Herausforderung die letztlich viel Geduld, Akzeptanz und auch Fachkompetenz erfordert.

Wenn Sie eine Ausbildung als Dipl.-PädagogIn, Dipl.-PsychologIn, Dipl.-SozialpädagogIn, Dipl.-SozialarbeiterIn, LehrerIn, HeilpädagogIn oder ErzieherIn haben und sich eine zusätzliche Aufgabe in ihrem häuslichen Bereich wünschen, erfüllen Sie die allgemeinen Voraussetzungen, um eine Erziehungsstelle zu werden. Hierbei spielt es keine Rolle, ob Sie alleinstehend oder verheiratet sind bzw. in einem eheähnlichen Verhältnis leben. Sollten Sie in einer partnerschaftlichen Beziehung leben, ist es notwendig, dass ein Erziehungsstellen-Elternteil eine pädagogische Ausbildung erfolgreich absolviert hat.

Eine Erziehungsstelle bietet für ein bis zwei Kinder/n oder Jugendlichen die Möglichkeit ein neues Lebensumfeld zu schaffen und damit verbunden, neue Chancen zu eröffnen.

Voraussetzungen neben Ihrem pädagogischen Fachwissen sind die Freude am Leben mit Kindern/Jugendlichen und ein belastbares Familiensystem, welches auch bereit ist, ein neues Mitglied aufzunehmen. Eine gegenseitige Achtung und Wertschätzung ist ein wichtiger Baustein in diesem Zusammenleben.

Pflegekinder in Erziehungsstellen sind häufig junge Menschen mit Multiproblem-Faktoren,

  • die mit Gruppenstärken in einer stationären Unterbringung überfordert sind,
  • die sich nicht in Pflegefamilien integrieren lassen, da Pflegeeltern mit den vielschichtigen  Problemen der Kinder/Jugendlichen überfordert sind,
  • die häufig durch Beziehungsabbrüche und wechselhafte Betreuungen geprägt wurden,
  • bei denen andere Formen der Fremdunterbringung nicht ausreichend erscheinen, um der Problematik des Kindes im Sinne der angestrebten Ziele gerecht zu werden.

Die individuelle Förderung und Entwicklung der jungen Menschen steht im Vordergrund der Arbeit. Der Blick für vorhandene Kompetenzen der Kinder/Jugendlichen ist von ent-scheidender Bedeutung.

Dies müssen Erziehungsstellen jedoch nicht alleine tun. Die Mitarbeiter von EBB werden Sie entsprechend beraten und begleiten.

Wir unterstützen Sie:

  • schon bei der Entscheidung zur Übernahme dieser großen Aufgabe,
  • bei der Auswahl des Kindes/Jugendlichen,
  • durch wöchentliche Beratungsgespräche (Besuche oder Telefonate),
  • in Krisen,
  • bei der Hilfeplanung mit den zuständigen Jugendämtern,
  • Hilfe bei Kontakten mit der Herkunftsfamilie,
  • Kollegiale Beratung und Austausch mit anderen Erziehungsstellen-Eltern,
  • Organisation der Abrechnung mit den Kostenträgern,
  • Vernetzung mit anderen fachlichen Einrichtungen in Ihrer Umgebung.